Wo Google-Maps bis vor kurzem noch nicht war: «Palau Pelangi» (Rainbow Island)
Noch vor wenigen Wochen war auf Google Maps nördlich von Jakarta nur das offene Meer. Ich hatte schon viel von den «1000-Islands» gehört und auch einige vielversprechende Bilder davon gesehen, so dass ich mir sagte: Mein nächster Business-Trip nach Indonesien runde ich mir mit einem Weekend-Trip auf eine dieser Malediven-ähnlichen Inseln ab.
Wie so oft in Indonesien; wenn man «Locals» fragt, ist alles kein Problem. Man kenne da jemanden, der jemanden kennt, der das organisieren kann. Natürlich wäre man im Nachhinein fast immer besser bedient, wenn die Organisation selbst in die Hand genommen worden wäre. Doch werden durch diesen Zwischenhandel von mindestens drei Parteien sicherlich immer auch wieder einige Einkommen sichergestellt und sogar Hunger gestillt.
Noch am Freitag-Abend nach 21 Uhr hatte ich mich mit meinem «Zwischenhändler» in einer Bar verabredet, Bezahlung in cash, Quittung gab es keine. Tiger-Island, das am Telefon vereinbart war, sei voll, es gehe nun auf die Nachbarinsel (same quality). Morgen Früh, 7 Uhr, Pier 6 im «Antol»-Vergnügungscenter das gleichzeitig der Abfahrthafen ist. Das heisst also für mich Abfahrt im Hotel um 6 Uhr – Besser mitten in der Nacht meinte mein Fahrer dann, bereits um 5:30 Abfahrt, so gings dann auch los. Dank den ausnahmsweise freien Strassen in Jakarta waren wir dann bereits um 6 Uhr am Pier. Ungeduldig sollte man ja in Indonesien nie sein, warten auf irgendetwas gehört schlicht zur Tagesordnung. Kurz nach 7 Uhr kam dann sogar mein Kontakt, der wartete wieder auf jemanden, der das ganze gebucht hatte. Die Nachbarinsel von Tiger Island sei zur Zeit nicht möglich, es gehe nun eine Privat-Insel «Rainbow Island».
Um ca. 08:45 Uhr wurde dann auch «bereits» mein Name aufgerufen: Mr. Hardy (die erste Worte, die nicht auf Indonesisch über die 2 Megaphone in die Menschenmenge gerufen wurde). Man stelle sich vor, Boot um Boot fährt vor, in jedes steigen in Einerkolonne schön diszipliniert einige dutzend indonesische Ausflügler ein – so geordnet wäre das in Europa kaum vorstellbar. Dazwischen doch einige wenige «Poule» (weisse Menschen) die einen speziellen Trip wagten.
Nach 90 Minuten Bootsfahrt und einigen Anlegestellen bei anderen Inseln bin ich schliesslich auf «Palau Pelangi» bzw. «Rainbow Island», meinem Ziel angekommen. Alles inklusive auf Indonesisch. Nach wie vor ohne Hotel-Voucher unterwegs habe ich mich dem Boss an der Rezeption vorgestellt, auf der Liste stand auch tatsächlich mein Name und ich wurde durch den Roomboy in meine «Abstellkammer» gebracht. Der Junge wusste nun nicht, ob das mein Zimmer bleiben soll oder ich nur hier warten soll, bis mein Bungalow fertig sei… Nun gut, ich legte mich eine Stunde hin und habe nachher über meinen «Tour-Guide» mal schüüch nachgefragt, ob dieses Zimmer wirklich meine Bleibe sei (klar war es sauber – doch entsprach das Zimmer eher einer einheimischen-Wohnung der unteren Kategorie, als einem Gästezimmer). Kurz nach meinem Anruf kam dann der Roomboy lächelnd, «Room finish» und ich bin in das Cottage umgezogen. TV im Zimmer, Handy-Empfang und Klimaanlage. Sonst war der Raum spartanisch, einfach eingerichtet – doch was will man mehr übers Wochenende.
Die Insel selber war herrlich. Wer das einsame Robinson-Leben vorübergehend mag, kommt auf die vollen Kosten. Innert wenigen Lauf-Minuten war die Insel mit den 12 Bungalows umrundet. Der Sandstrand weiss, die Wege gepflegt – ich kenne das sonst wirklich nur von den Malediven – ausser, dass der Preis dort einiges höher ist.
Das gemeinschaftliche Essen im Restaurant war gut – mir hat’s geschmeckt. Doch auch hier darf mit indonesischem Standard vorlieb genommen werden. 3 bis 4 Platten mit Fleisch, Fisch und Gemüse, dazu Reis. Als Dessert: Melone und Ananas. Das selbe gibt es auch zum Frühstück. Wer etwas anderes als Wasser trinken wollte, hätte das halt selber mitnehmen sollen.
Mein letzter Punkt den ich unbedingt getestet haben wollte, war die Unterwasserwelt. Die Insel war klar fürs Tauchen ausgelegt, doch ich habe der kurzen Aufenthaltszeit wegen nur ein Schnorcheltripp mitgebucht. Nach einigen Diskussionen mit dem Tauchcenter (no english, Bahasa Indonesia!), konnte ich dann am Sonntag-Morgen um sieben Uhr doch noch zum vereinbarten Bootstrip (Sicherlich hatte das Tauchcenter kaum erwartet, dass ich tatsächlich um sieben auf der Matte stehen würde 😉 Die insgesamt dreimal Schnorcheln (Zweimal vom Boot aus, einmal am Hausriff) waren eher enttäuschend. Die Korallen waren sehr schön und aufgrund der wenigen Touristen noch sehr intakt. Doch hatte es relativ wenige Fische zum bestaunen. Natürlich kann Schnorcheln nicht mit einem Tauchgang verglichen werden – doch gibt es einen ersten Eindruck. Trotzdem werde ich ein nächstes Mal auch tiefer unter Wasser gehen. Ich denke, ich war in Indonesien auch schon in schlechteren Tauchgebieten unterwegs. Mal sehen.
Am Sonntag, nach dem Mittagessen, ging es dann mit dem Schnellboot bei etwas rauher See und einigen Meerwasserduschen zurück aufs Festland, und schliesslich mit dem Taxi zurück ins Hotel. Ich habe den Aufenthalt zwei Tage ohne Mails und Computer-Erreichbarkeit sehr genossen und bin nun wieder am Aufarbeiten meiner Pendenzen.
Wenn ich heute wieder auf Google-Maps surfe, finde ich die Insel selber noch nicht. Doch sind schon viele Umrisse von Islands angegeben und die ersten auch bereits beschriftet. Ich hoffe aber nur nicht, dass damit auch automatisch der Zugang zum Massentourismus stattfinden wird.
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Roland Hardy Hartmann. Er ist seit ende der 80er-Jahre aktiv in der Kommunikationsbranche. Er arbeitet in den verschiedensten Bereichen des Marketings und der Werbung und berät Kunden auch im Bereich Internt, Social-Media, Datenbanken, SEO-Optimierungen und APP-Entwicklungen.